Es gibt Tage, an deren Ende ich mich frage, was eigentlich kaputt gegangen ist.
Es begann mit dem bereits geschilderten Besuch beim Zahnarzt. Schmerzhafte Zahnarztbesuche sind in meinen Augen ziemlich klischeehaft.
Der Aufbruch zum Bahnhof präsentierte sich ähnlich untypisch typisch: Auf der Hälfte des Weges zur Bushaltestelle stellte ich fest: "Mist, neues Semesterticket vergessen." Also umdrehen, vor der Haustür feststellen, dass sich der Schlüssel in der Tasche des Wintermantels liegt, der an der Gadrobe hängt. Sturmklingeln, Tür öffnen lassen, verzweifelt das Semesterticket suchen, dass man im Aufräumwahn "gut" weggelegt hatte. Es irgendwann im Uni-Rucksack finden, was ja theoretisch sinnvoll ist.
Auf dem erneuten Weg zur Bushaltestelle lief mir dann ein Trupp männlicher, südländisch angehauchter Jugendlicher über den Weg, die alle gleich aussehen und die selbe Kleidung trugen: helle Jeans und ein weißes Muskelshirt. Ich liebe solche Begegnungen.
"Buh", brüllte der eine, als ich an ihm vorbei lief. Seltsam irgendwie, dass man ein minimales Zusammenzucken nicht vermeiden kann, obwohl man mit so etwas rechnet.
Im Zug (der natürlich mit fünf Minuten Verspätung den Bahnhof verließ), saß in meiner unmittelbaren Nähe ein jugendliches Pärchen, dass für einen Campingurlaub nach Hamburg fuhr (ja, das habe ich trotz MP3-Player alles mitbekommen). Traumhaft.
Sie quakte die erste halbe Stunde so laut in ihr Handy, dass es zeitweise sogar die Musik aus meinen Kopfhörern übertönte. Die restlichen zehn Minuten verbrachte sie dann damit ihren Freund zu terrorisieren: "Schatz, ich habe Durst. Hol mir mal die Flasche Fanta aus der Reisetasche." oder auch: "Schatz, gib mir deinen MP3-Player. Hast du da neue Videos drauf?"
Die Rückfahrt im Zug verlief vergleichsweise harmlos: Das einzige was meine Musik kurzfristig übertönte, war das gleich zwei Mal in übertriebener Lautstärke proklamierte: "Und dann hast du in der Unterhose auf der Treppe gesessen."
Das wir fünf Minuten Verspätung hatten muss ich nicht extra erwähnen oder?
Am heimischen Bahnhof wollte ich den Klischees dann entfliehen: Bevor ich blindlings in den nächstbesten Bus reinsprang, der die richtige Nummer trug, fragte ich den Busfahrer, ob das tatsächlich der in meine Richtung sei und stieg erst ein, nachdem ich er mir dies bestätigte.
Dafür war die Gesellschaft um so klischeebehafteter: Hinter mir saßen zwei Mädels, die den ganzen Bus unterhielten. "Boa, und der Hure habe ich sogar noch eine Party organisiert", "Wenn die mit dem ficken soll, dann soll sie ihn sich klarmachen" und ähnlich Sätze erreichten mein Ohr, bevor ich die Lautstärke kurzentschlossen bis zum Maximum aufdrehte.
Und dann war ich endlich an meiner Haltestelle angekommen und stieg aus. Die alte Frau, die am Fenster saß und die Straße wachsam im Auge behielt, habe ich einfach ignoriert und war froh, als ich endlich die Haustür aufschloss und zu Hause war.
Nein, Zahnarztbesuche werden wirklich nicht mein neues Hobby. Eigentlich genügt ein Wort, um meinen Morgen zusammen zu fassen: Aua.
Die Menschen in dieser Praxis waren relativ nett und nach etwa zwanzig Minuten Wartezeit saß ich dann auch vor der Ärztin. "Aha, aha ... ja, Sie haben da tatsächlich zwei kleine Löcher. Das ist aber schnell gemacht."
Ja ... "schnell" ist dann manchmal auch das Synonym für 45 Minuten Schmerzen. Das erste Loch war relativ schnell gemacht, auch wenn es nicht besonders angenehm war. Vorallem dieses komische Vibrier-Dings, das den kompletten Zahn zum wackeln brachte. Ein Traum!
Da ich ein bisschen wehleidig bin und die gute Frau bereits vorher gesagt hatte, dass das zweite Loch tiefer ist, als das erste, bat ich nun doch um eine Spritze. Das tat dann weniger weh, als befürchtet, brachte aber leider auch nicht den gewünschten Effekt. Also wurde nach kurzem Anbohren noch einmal nachgespritzt, doch auch das änderte nichts daran, dass das Bohren weiterhin weh tat.
'Passt schon', dachte ich mir und 'So schlimm kann es ja nicht werden'. Tja, denkste ... das Loch schien doch verdammt tief zu sein. Und ich dachte jedes Mal wieder: 'Nein, nein ... nimm den Bohrer nicht schon wieder in die Hand!'
Mittlerweile frage ich mich, ob ich nicht vielleicht doch eine Zahnarztphobie entwickeln sollte.
Aber ein paar positive Aspekte kann ich der Geschichte auch abgewinnen: Der ganze Spaß hat mich kein Geld gekostet (außer den zehn Euro Praxisgebühr jetzt) und als die Spritze dann anfing zu wirken, als ich die Praxis verließ, entschädigte mich das beinahe für den Rest des Morgens. Einfach weil es sich so lustig anfühlt, wenn plötzlich die ganze rechte Seite taub wird.
Zahnarztbesuche sind nicht unbedingt meine Lieblingsbeschäftigung. Aber einmal im Jahr muss das eben sein, vorallem wegen diesem schicken Bonusheftchen.
Damit gerechnet, dass ich tatsächlich Löcher im Zahn habe, hatte ich allerdings nicht. Und dann gleich zwei Stück in zwei Backenzähnen.
Was mich wirklich ärgert: Ich quäle mich nach nicht einmal fünf Stunden Schlaf aus dem Bett, um meinen Zahnarzttermin um 10 Uhr wahrzunehmen und die Frau guckt gefühlte zehn Sekunden in meinen Mund, erklärt, dass ich noch einmal wiederkommen müsse, weil ich Löcher hätte und das ich mir überlegen solle, ob ich eine Zement- oder eine Kunststofffüllung vorziehen würde. Zu letzterer müsse ich allerdings etwa zwanzig Euro zuzahlen. Und während ich noch darauf wartete, ob noch irgendwas kommen würde, stand sie auf und verließ mit den Worten: "Akute Schmerzen haben Sie ja nicht oder?" den Raum.
Ja und jetzt? Internet ist schon was Feines: Es gibt einem die Möglichkeit zur Selbstrecherche. Was es da nicht alles für Sachen gibt: Amalgan, Gold, Kunststoff, Glas Ionomer Zement ...
Ich bin mittlerweile genau so fasziniert, wie verwirrt. Und mehr und mehr scheint sich herauszukristallisieren, dass es das perfekte Füllmaterial nicht zu geben scheint.
Umso mehr hätte ich mir von meiner Zahnärztin gewünscht, dass sie zumindest zwei Sätze über Vor- und Nachteile verliert. Aber vielleicht bin ich da auch einfach überkritisch, weil ich mich dort nicht sonderlich wohl fühle. Das hat nicht einmal einen konkreten Anlass, es sind mehr die Kleinigkeiten, die sich summieren. Auf jeden Fall fühle ich mich ziemlich unwohl bei dem Gedanken diesen Menschen mit einem Bohrer an meine Zähne zu lassen.
Aber immerhin habe ich einmal Konsequenz gezeigt: Zu Hause habe ich dann nach dem ersten Teil Recherche eine andere Zahnärztin angerufen und mir einen Termin für Freitag gemacht. Welcher Teufel mich geritten hat bei dem Vorschlag: "Freitag morgen um 8 Uhr?" euphorisch Ja zu sagen, weiß ich immer noch nicht, aber da muss ich dann wohl durch.
Allerdings bin ich mittlerweile auch ziemlich dankbar: Wenn man die Leidensgeschichten von Zahnkranken liest, dann ist man plötzlich froh über die Eltern, die einen regelmäßig zum Zahnarztbesuch gezwungen haben.
Andererseits führt dieses "verwöhnt sein" in derlei Dingen auch dazu, dass man sich wer weiß was für einen Kopf um zwei kleine Löcher macht, über die andere Leute wahrscheinlich nur lachen würden.
Aber auch dafür kann ich die Schuld meiner Zahnärztin zuschieben: Die Alte (die leider mittlerweile in Rente ist :() hätte die Löcher sofort gefüllt, anstatt einen Extra-Termin dafür zu geben und mir damit wohl viel unnötiges Nachdenken erspart.
Hey hey I saved the world today
everybody's happy now the bad thing´s gone away
and everybody's happy now the good thing's here to stay
please let it stay
Gestern, heute, morgen,
Hoffnungen und Sorgen,
Wechselspiel der Formen im April,
Farbenfeuerwerke im April.
Blumfeld
Toll dieses Wühlen in Erinnerungen, das Schwelgen in alten Schriftstücken und das "Wie war das damals noch gleich?". Umso toller, dass ich dieses Mal nicht alleine damit bin, sondern das noch zwei Menschen anscheinend in dem selbem Fieber sind.
Aber - wie sollte es auch anders sein? - Erinnern ist ein zweischneidiges Schwert. Man stößt auf Dinge, an denen man vielleicht besser nicht erneut gerührt hätte. Zeugnisse von längst verjährtem Streit mit Menschen, die längst von der Bildfläche verschwunden sind.
Und plötzlich sind da wieder Lieder, bei denen ich lieber schnell weiterschalte, bevor die schlechten Gefühle die Oberhand gewinnen.
Aber solange wie ich das tue, bleibt diese Begeisterung vielleicht noch ein wenig.
Danke dafür. :)
Manche Dinge sind einfach typisch für mich. Um kurz vor 12 ging es ohne Frühstück zur Bushaltestelle. Der Plan war am Bahnhof noch ein Brötchen zu kaufen. Und wie so oft: Die Idee war gut, doch die Welt noch nicht bereit dafür.
Es irritierte mich zwar, dass der Bus am Alten Markt an einer anderen Stelle hielt als sonst, aber da dachte ich mir nichts weiter bei. Stutzig wurde ich erst, als der Bus statt links zum Bahnhof zu fahren rechts abbog. Da erinnerte ich mich plötzlich an die handschriftliche Notiz auf dem Busfahrplan, die ich bei anderer Gelegenheit flüchtig wahrgenommen hatte: „12:01 – fährt nur bis alter Markt, Umstiegmöglichkeiten vorhanden“.
Mist. Also stieg ich an der nächsten Haltestelle aus und begann zu beten, dass fünfzehn Minuten reichen, um den Bahnhof zu erreichen. Taten sie dann auch knapp, allerdings fehlte die Zeit zum Brötchen kaufen.
Nach der recht unspektakulären Bahnfahrt, begrüßte mich in Osnabrück Regen und ein fröhlich grinsender Mensch, der mich mit seinem Kaffeebecher etwas neidisch machte. Die nächsten Stunden vergingen mit kurzweiligem Geplauder über Gott und die Welt, mit Erinnerungen an die gute (und manchmal auch weniger gute) alte Zeit und mit dem Schmieden von neuen Plänen.
Wenn man sich dann mit den Worten "Jetzt haben wir ja endlich wieder etwas zu bloggen. Über die Dämonen der Vergangenheit." verabschiedet, dann ist das vermutlich schon merkwürdig genug. Aber wirklich seltsam wird es, wenn man darüber im ersten Moment noch lacht und sich dieser schale Nachgeschmack erst später einstellt.
An und für sich war es nämlich ein wirklich schöner Tag. Ein bisschen viel Regen und die Züge waren für meinen Geschmack auch zu voll. Aber es gab viel Kaffee, viele Erinnerungen und auch bei allen ernsteren Themen schwang das ironische Zwinkern irgendwie immer mit und ich hatte nicht das Gefühl jedes Wort vorher auf die Goldwaage legen zu müssen.
Nichtsdestotrotz, dieses bittere Gefühl bleibt. Wie kann es sein, dass Menschen auch nach all dieser Zeit ihre Präsenz nicht verloren haben? Wieso reichen ein paar wenige Sätze, um die Vergangenheit in Gedanken wieder herauf zu beschwören?
Darüber hinaus faszinieren mich manche Dinge nach wie vor: Zum Beispiel dass es auch bei Begebenheiten, die man schon gefühlte tausend Mal durchgekaut hat, immer noch Dinge gibt, die einen überraschen, je länger man darüber nachdenkt regelrecht erschrecken; die man nicht wusste und nicht einmal geahnt hat, obwohl sie vielleicht sogar ziemlich nahe liegend waren. Oder wie unterschiedlich zwei Menschen die selbe Situation wahr nehmen.
Aber darüber hinaus war es faszinierend, wie mit manchen Menschen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geradezu zu verschmelzen scheinen und wie leichtfüßig man eine beinahe unübersichtliche Anzahl von Gesprächsthemen abklappert.
Ich hoffe jetzt einfach mal, dass das alles nicht allzu negativ klingt, denn das ist es keineswegs. Der Tag hat mich einfach nur ein wenig nachdenklich gemacht und es ist der Versuch die sich langsam einschleichenden Selbstzensur zu durchbrechen.
"Frühes" Aufstehen ist doch sehr ungewohnt.
Die Herforder Busse scheinen um 10 Uhr voll mit Rentnern zu sein. Mir ging gar die liebevolle Bezeichnung "Mumienexpress" durch den Kopf.
Gebaut wird überall. Ob nun in Herford, in Paderborn oder zwischen Herford und Osnabrück.
Es ist faszinierend wie viele verschiedene Wetterphasen man auf einer einstündigen Fahrt beobachtet: Sonne, Regen, Wolken, Schnee und Hagel.
Die Mensa ist auch in den Semesterferien verdammt voll. Haben die denn alle kein zu Hause, wo sie was zu Essen kriegen? Das Pastabuffet ist immer noch verdammt teuer.
Scheine abholen ist viel einfacher, als gedacht. Und Seminare gut zu bestehen scheinbar auch. Also zumindest wenn es so vergleichsweise simple Seminare sind, wie die Einführung in HTML. Mag vielleicht auch daran liegen, dass ich schon Vorwissen hatte.
Die BWL-Durchfallquote ist überragend: 418 Menschen mit einer Note von 5,0. Das sind geschätzte 50%. Finde ich gut, ich bin zumindest nicht der einzige Hohlpunkt.
Ich sollte wirklich nicht mehr in Bücherläden gehen. Ich schaffe es sowieso nicht wieder hinauszugehen, ohne mindestens ein Buch gekauft zu haben.
Traurig, wie wenig ich mich in Paderborn auskenne. Aber ich wohne ja auch erst ein halbes Jahr hier. Woher soll ich denn wissen, wo es so seltene Dinge wie CDs gibt?
Der Karstadt in Paderborn ist komisch. Hat etwas von einem Ramschladen. Und Teile der Rolltreppen und der Aufzug funktionieren nicht.
Heiße Schokolade aus dem Thermosbecher, nachts um halb 12, auf dem Bordstein. Und das bei Temperaturen um den Nullpunkt.
Hat Minden den kein eigenes Krankenhaus? Oder wieso fragt nachts gegen 12 ein Mensch nach dem Weg zum Klinikum?