Wie tröstet man jemanden, der gerade erfahren hat, dass er eine unheilbare Autoimmun-Krankheit hat, die ihn bis an sein Lebensende dazu zwingen wird die Sonne zu meiden und Medikamente zu schlucken? Die genau so simple wie unglaubliche Antwort ist: Gar nicht. Man kann zu hören, man kann nachfragen und dadurch Interesse zeigen, man kann ablenken.
Ich hasse nichts mehr als diese lähmende Hilflosigkeit. Ich hasse es jemandem gegenüber zu stehen, der mit den Tränen kämpft und genau zu wissen, dass ganz egal was ich tue oder sage, es wird ihm nicht helfen.
Sind das Momente, in denen man schlechte Witze reißt, etwas von Ganzkörperanzügen erzählen sollte? Vermutlich nicht. Aber manchmal kann man - kann ich - einfach nicht aus meiner Haut. Wenn die Worte fehlen, ja, dann greift man eben auf blöde Witze zurück. Oder auf Floskeln. Oder man schweigt. Aber man kann nicht immer gewinnen: Während es mir in dem Gespräch vor gut einer Woche gelang zu schweigen, gelang es heute eben nicht.
Timing ist manchmal alles ... was gibt es tolleres, als zu wissen, dass man in der Vorabi-Zeit von Arzt zu Arzt rennen darf? Bei allen Differenzen: Mein Mitgefühl hat sie.
night shadow - 11. Jan, 13:43
Manchmal können einfache Dinge so schwer fallen. Es wären nur zwei Anrufe. Der eine beim Arbeitsamt, um den Termin für den Eignungstest zu bestätigen. Der andere beim Buchladen, um ein Praktikum für nach dem Abitur klar zu machen.
Und genau da liegt wohl das Problem: "Nach dem Abitur", das klingt noch so furchtbar weit weg. Und das ist es geistig auch nach wie vor. Aber der Zeitpunkt rückt unaufhaltsam näher und das macht mir nach wie vor Angst.
"Nach dem Abitur" ... so viele Chancen, so viele Möglichkeiten ... man müsste sie nur ergreifen und etwas aus ihnen machen. Warum nur fällt das so unendlich schwer?
night shadow - 7. Jan, 20:10
Wie fasst man so etwas in Worte? Die Woche im Süden des Landes war schön. Lustig, unterhaltsam, entspannend und es ist immer wieder aufs Neue faszinierend, wie vier Leute zu einer Einheit verschmilzen, wie über alte und neue Dinge gelacht wird und wie man sich einfach versteht. Tolle Menschen wieder gesehen, tolle Menschen kennen gelernt.
Klar, es gab auch Momente, die weniger lustig waren, dafür aber menschlich umso faszinierender: Das Gespräch in der Silvesternacht mit dem neuen Freund von E., ein Mensch, der vom ersten und zweiten Eindruck absolut unsympathisch wirkte, aber den ich nach einem längeren Gespräch zumindest tolerieren konnte. Oder das lange Gespräch mit S., das nachts um 5 Uhr unter dem Einfluß von nicht gerade wenig Alkohol begann.
Interessant, dass man immer wieder neue Seiten an Menschen entdeckt, obwohl man meint, sie gekannt zu haben. Aber jemanden seit über drei bzw. mehr als fünf Jahre zu kennen, heißt eben nicht, dass man sie wirklich kennt. Vermutlich bildet man sich ein jemanden zu kennen, wenn man zwei mal im Jahr jeweils eine Woche ständig mit ihm zusammen hängt, aber in Wirklichkeit ist diese Woche auch immer nur eine Momentaufnahme, die nicht den ganzen Menschen zeigt. Außerdem verändern Menschen sich angeblich auch.
Erschreckend, wie gut man Dinge verdrängen kann, wenn man nicht oft mit ihnen konfrontiert wird: M. ist so etwas wie ein Puzzle. Bei jedem Treffen entdecke ich ein weiteres Puzzleteil aus ihrer Vergangenheit, füge es irgendwo ein und schaffe es ein Stückchen mehr mir einen Reim auf ihr Verhalten zu machen. In den Zeiten, wo wir uns nicht sehen, wandern die Puzzleteile langsam aber sicher in eine Schublade, die erst dann wieder aufgeht, wenn sie geöffnet wird. Wenn man dann allerdings realisiert, dass es so Menschen wie ihren Freund S. gibt, die mehr oder weniger tagtäglich dieses Puzzle vor Augen haben, dann schluckt man hart.
Es ist nämlich kein schönes Puzzle, ganz im Gegenteil. Manchmal wirkt es viel mehr, wie ein schlechter Film und eigentlich will man gar nicht daran glauben, dass einem einzelnen Menschen so viel Schlechtes passieren kann.
Und nun frage ich mich, wie viel ein Mensch aushalten kann. Wie viel die Beziehung zwischen zwei Menschen aushalten kann. Wie lange braucht es, bis ein Mensch an den Problemen eines anderen, den er liebt, zerbricht? Oder schafft er es vorher die Notbremse zu ziehen, bevor es zu spät ist? Und was für Konsequenzen hat es für den Menschen mit den Problemen?
Alles Fragen, die nicht heute, aber irgendwann wohl beantwortet werden. Ich bin gespannt ...
night shadow - 6. Jan, 00:05
Und du glaubst ich bin stark und ich kenn den Weg.
Du bildest dir ein, ich weiß wie alles geht.
Du denkst ich hab alles im Griff und kontollier was geschieht.
Aber ich steh nur hier oben und sing mein Lied.
Ich + Ich
Entdramatisierung? Es sah zunächst eindeutig so aus. Auch wenn das diesmal erstaunlich schnell zu gehen schien. "Halt dein Herz fest.", sagte mir jemand vor Kurzem. Es schien zu klappen. Aber dann, wenn man davon überzeugt ist, dass sich die Lage wieder halbwegs relativiert hat, wird man eines besseren belehrt.
Irgendwie brutal seit einer Woche permanent mit dem Liebeskummer eines - dieses - Menschen konfrontiert zu werden. Gebe ich aus eigennützigen Beweggründen die falschen Ratschläge? Das will ich nicht glauben, weil ich ihm sein Glück wünsche. Ich glaube nur einfach nicht, dass er es auf diese Art und Weise finden wird.
Ich bin einfach unschlüssig und will in der Sache auch gar keine Klarheit haben. Die wird es wohl trotz allem Nicht-Wollen irgendwann im neuen Jahr geben. Da gehe ich zumindest stark von aus.
Und bis dahin wünsche ich allen Lesern einen erholsamen Jahresausklang. Kommt gut ins neue Jahr rein und lasst euch nicht zu sehr ärgern.
night shadow - 28. Dez, 23:28
Weihnachten ist immer wieder ... interessant. Am liebsten mag ich das traditionelle Mittagessen bei Oma am 1. oder 2. Weihnachtstag. Dieses Jahr war es wieder überaus amüsant: Ich sehe immer zu, dass ich einen Platz neben Opa erwische und das glückte auch dieses Jahr wieder. "Du trinkst doch bestimmt auch ein Glas Rotwein mit oder?" Sicher, das tue ich. Nebensächlich, dass ich außer einem Kaffee noch nichts im Magen habe (das kommt davon, wenn man um 11 Uhr aufsteht, um pünktlich um 12 Uhr mit dem Essen anzufangen. Da bleibt für so Banalitäten wie Frühstück keine Zeit mehr. Man muss auch Prioritäten setzen im Leben). Nach dem zweiten Glas Rotwein stand dann auch das Essen auf dem Tisch: Sauerbraten und Tafelspitz zum Frühstück.
Der Vorteil wenn man neben Opa sitzt: Es wird eigentlich nie langweilig. Entweder zieht man ihn damit auf, dass er sich schon wieder vollgekleckert hat oder man lauscht einem seiner beiden Söhne, wie sie ihn scherzhaft ärgern. Oder man ärgert selber und wird zurück geärgert. Das Problem in dieser Familie ist leider, dass man immer irgendjemanden findet, der einem in den Rücken fällt. Und dabei war ich dieses Jahr felsenfest davon überzeugt, dass ich mich mit Opa über dem Rotwein verbrüdert hatte.
Nach einem opulenten Drei-Gänge-Menü und dem dritten oder vierten Glas Wein lehnen sich dann alle vollgefressen zurück (manch einer, wie mein Cousin, legt sich sogar gleich auf die Couch für ein Nickerchen).
Nach einer kurzen Regenerationsphase gibt es dann noch eine Tasse Kaffee für jeden, der möchte und nachdem wir 600 Gramm Walnüsse im Akkord geknackt hatten, ging es nach Hause.
Keine halbe Stunde später ging es gleich weiter zum Kaffee trinken zu Oma Nummer 2. Das verlief dieses Jahr auf menschlicher Ebene wesentlich stressfreier als sonst. Mag daran liegen, dass mein Cousin und seine Freundin quasi den Puffer gespielt haben und einen Großteil der Unterhaltung bestritten. Bei der Bescherung wäre mir allerdings fast der Kit aus der Brille gefallen: auch nach mehrmaligem nachzählen waren es immer noch zehn 50 Euro-Scheine. Ich habe noch nie soviel Geld auf einmal in der Hand gehabt.
night shadow - 26. Dez, 23:24