Ich bekomme immer mehr das Gefühl, dass ich ein wirklich schäbiger Mensch werde.
Mein Opa liegt im Krankenhaus, weil er irgendwas am Herz hat, aber ich habe nicht das leiseste Bedürfnis ihn zu besuchen. Er tut mir nicht einmal wirklich leid. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass dieser Mensch einfach nicht dafür geschaffen ist Mitleid zu erregen. Jemanden der mich vor ein paar Wochen noch als potenziellen Alkoholiker beschimpft hat, dem kann ich einfach kein Mitleid entgegen bringen.
Den anderen Wesenszug, der im Moment die Oberhand gewinnt, ist ein wenig beängstigend. Klar, meine sarkastische Ader ist mir selbst auch schon aufgefallen, aber ich habe mich selten so köstlich über Dinger amüsiert, die eigentlich einfach nur markaber sind. Aber trotzdem freue ich mich jetzt schon diebisch auf den Moment, in dem ich sagen kann: "Ich habs doch gesagt."
Eigentlich hat sich nichts wesentliches geändert oder gebessert. Vielleicht liegt es am Wetter. Oder an die Erinnerungen, die der Frühling bringt. Vielleicht aber auch an den vielen "Was-wäre-wenn"-Fragen oder daran, dass ich immer öfter daran zweifele das Richtige getan zu haben, das Richtige zu tun.
Aber vielleicht liegt es auch eher daran, dass ich in letzter Zeit zu wenig tue. Ich sehe um mich herum andere Menschen ständig etwas Falsches tun, aber kann mich nicht dazu aufraffen sie davon abzubringen. Weil ich selbst nicht weiß, ob sie wirklich das Falsche tun oder ob es mir nur so vorkommt. Weil ich weiß, dass nur die wenigsten von ihnen auf mich hören würde. Und weil ich nicht wüsste, woher ich mir das Recht nehmen sollte in ihr Leben einzugreifen.
Vielleicht habe ich mich auch einfach zu sehr an meinen Beobachterposten gewöhnt. Aber ich finde ihn auch nicht unbedingt unangenehm.
Aber ziemlich wahrscheinlich denke ich einfach mal wieder zuviel nach über Dinge, die es eigentlich gar nicht wert sind.
Es fällt schwer einen Anfang zu finden. Vielleicht oder ziemlich wahrscheinlich gibt es auch gar keinen Anfang. Ich habe die letzte Zeit das Gefühl nicht mehr richtig zu leben, sondern mich einfach treiben zu lassen. Das Gefühl alles an mir vorbeiziehen zu lassen. Menschen, Gefühle, Gespräche, die Zeit ... eben alles. Und das Gefühl, dass alles was ich die letzte Zeit tue, nur immer neue Versuche sind die Zeit tot zu schlagen, wird immer stärker. Aber es will mir einfach nicht gelingen mich auf eine Beschäftigung länger als eine halbe Stunde zu konzentrieren, danach verliert sie ihren Reiz.
So saß ich beispielsweise Anfang der Woche in meiner Deutschklausur und hatte keine Lust etwas zu schreiben. Es war nicht so, dass ich es nicht gekonnt hätte oder dass ich ein Blackout gehabt hätte, nein, ich war einfach hochgradig demotiviert und hatte keine Lust diese Klausur zu schreiben.
In letzter Zeit häufen sich die Momente, in denen ich mich einsam und isoliert fühle, aber ich gleichzeitig ganz genau weiß, dass ich menschliche Gesellschaft nicht ertragen würde und ertrage sie trotzdem, wenn ich keine Wahl habe.
Ich habe keine Lust etwas zu tun, aber gleichzeitig doch den Drang irgendetwas zu tun, das Sinn macht. Eigentlich habe ich gerade nicht einmal Lust zu bloggen, weiß nicht, ob das gut oder sinnvoll ist, aber irgendwie will das alles doch einmal in Worte gefasst werden.
Es ist durchaus interessant mal eine Weile lang passiv zu sein. Sprich menschliche Kontakte auf ein Minimum herunterzufahren und sich vollends darauf beschränken zu reagieren, anstatt zu agieren. Das klappte bis auf zwei, drei Ausnahmen auch hervorragend. Hätte ich nun auch noch Abstand davon genommen andere Blogs zu lesen, dann wären das wohl Ferien geworden in denen ich fast ausschließlich um mich gekreist wäre. Seichtes Dahinplätschern zwischen den hin und wieder veranstalteten Spieleabenden, FastFood-Restaurant-Besuchen und der restlichen Zeit, die ich alleine tot geschlagen habe.
Und ich denke, dass es gut so war, denn ich habe das Gefühl, dass ich ein Stück weit mit mir selbst wieder ins Reine gekommen bin. Ich denke jetzt zu wissen, wo ich Fehler gemacht habe und hoffe sie das nächste Mal vermeiden zu können.
Darüber hinaus bin ich erschrocken, dass schon wieder ganze zwei Wochen vorbei sind. Wo ist die Zeit geblieben? Wie dem auch sei, die nächsten paar Wochen heißt es jetzt wohl wieder ranklotzen, schließlich wollen fünf Klausuren geschrieben werden.