Heute kam mir spontan der Einfall die fixe Idee mit dem Heilfasten, die ich jetzt schon ein paar Monate mit mir rumschleppe, doch endlich mal in die Tat umzusetzen. Die Vorteile liegen ganz klar auf der Hand: Es soll gut gegen Migräne, Magenprobleme und Lustlosigkeit sein. Ob man diesen ganzen spritistischen Kram, dass man dadurch wieder zu sich selbst und innere Ruhe findet, halte ich ja immer noch für fraglich, aber schaden kann es ja eigentlich auch nicht oder?
Naja ... auf jeden Fall hat meine Mum beschlossen es mir gleich zu tun und so werden wir dann morgen gemeinsam in eine Woche Heilfasten starten. Das heißt morgen gibt es einen so genannten "Aufbautag", das heißt den ganzen Tag nur gesundes Zeugs (sprich Obst und Gemüse *bäh*). Und ab samstag geht es dann richtig los: Außer Wasser, Saft und Glaubersalz gibt es gar nichts.
Bin auf jeden Fall mal gespannt, ob ich es diesmal schaffe es wirklich durchzuhalten, ob sich ein merklicher Erfolg einstellt und ob der Elan, der mich gerade erfasst hat länger anhält als ein paar Stunden.
plueschhase - 4. Mai, 20:34
Einfach mal raus aus den eignen vier Wänden und sei es nur, um einmal um den Block zu laufen. Die Sonne auf dem Gesicht, den Wind auf der Haut spüren. Sehen wie alles blüht und gedeiht, das Brummen der Rasenmäher und der Maschinen der nah gelegenen Baustelle hören. Für einen Moment Sorgen und alle düstere Gedanken zurücklassen.
Aber nach diesem kurzen Augenblick wieder die Frage: Warum wärmt die Sonne nur die Oberfläche, warum dringt sie gerade nicht unter die Haut, warum bleibt es in mir drin trotzdem so kalt? Und wo hat sich meine sonst doch eigentlich grundsätzlich positive und unerschütterliche Grundeinstellung hin verzogen? Oder was vielleicht noch wichtiger ist: Wird sie wieder auftauchen? Und wenn ja, wann?
Weil so ist es ja wirklich nicht mehr schön.
plueschhase - 4. Mai, 16:31
Depression
Das Blau des Himmels strahlt nicht mehr,
Sonnenlicht verblaßt,
Sommerlaub trägt schwere Trauer
und modernd siecht das Gras.
Vor müden, tränenfeuchten Augen,
die keinen Ausweg seh’n,
tun sich stumm die dunk’len Gräber auf
und laden gähnend ein zur ewigen Ruh’.
Annegret Kronenberg
plueschhase - 4. Mai, 13:31
Mal wieder schwer den Anfang zu finden und die Gedanken so in Worte zu fassen, dass sie nicht falsch aufgefasst werden. Vielleicht erstmal überhaupt die richtigen Worte zu finden und mir selbst klar zu werden, was mir da eigentlich durch den Kopf geht.
Wo liegt der tiefere Sinn des Lebens? Der Mensch steckt sich immer nur kleine Ziele: Einen guten Schulabschluss erlangen, einen Job suchen, der Spaß macht und für den es genug Geld gibt, eine Familie gründen und ähnliches eben. Aber ist das wirklich alles? Wofür plagt man sich denn dann immer weiter? Sind es die wenigen, kurzen Momente es wirklich wert durch die weiten und tiefen Täler der Trauer, des Leids und der Hoffnungslosigkeit zu gehen? Ist das wirklich das Leben? Sich von einem Glücksmoment zum nächsten zu hangeln und zu hoffen, dass die Kraft, die man aus dem letzten geschöpft hat reicht, um zum nächsten zu gelangen ohne vorher aufzugeben? Ist es nicht doch viel einfacher egoistisch zu sein und einfach aufzugeben?
Eine gute Freundin sagt immer das Leben sei schön. Vielleicht bin ich einfach zu rational oder zu gefühlslos, um diese Einstellung zu teilen. Aber macht es denn wirklich Sinn sich selbst immer weiter zu quälen, wenn man eigentlich gar nicht mehr will? Nur weil man versucht sich einzureden, dass es irgendwann wieder besser wird? Aber selbst wenn es besser wird, was hat man davon? Irgendwann wird es doch sowieso wieder schlimmer. Und wofür das alles? Nur um am Ende seines Lebens auf seine angetürmten Reichtümer, Titel und Erinnerungen zu gucken. Und was hat man davon? Gar nichts.
Es ist alles eitel
Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden.
Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein;
Wo jetzund Städte stehn, wird eine Wiese sein,
Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden;
Was jetzund prächtig blüht, soll bald zertreten werden;
Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch und Bein;
Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.
Der hohen Taten Ruhm muß wie ein Traum vergehn.
Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch, bestehn?
Ach, was ist alles dies, was wir vor köstlich achten,
Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind,
Als eine Wiesenblum, die man nicht wieder find't!
Noch will, was ewig ist, kein einig Mensch betrachten.
Andreas Gryphius
Auf jeden Fall fällt es in sowelchen Momenten leichter als gewöhnlich Menschen zu verstehen, die man ansonsten verteufelt und man bekommt fast Lust es ihnen gleich zu tun ...
plueschhase - 3. Mai, 15:05
hm ... gerade schaut die Welt zumindest ansatzweise wieder netter aus. Hab heute vormittag zwar mal wieder endlos Zeit damit zugebracht mich über meinen Sportlehrer aufzuregen, aber das ich Hass auf diesen Mensch schiebe ist ja nichts neues und das er mir die Vieren schon vor den Prüfungen einträgt auch nicht. Naja ... ist halt einfach mies zu glauben, dass egal, wie sehr man sich anstrengt, sowieso nicht mehr als eine Vier oder vielleicht mit viel Glück noch eine Drei minus rumkommt. Gut, mittlerweile hab ich das anstrengen wohl auch mehr oder weniger aufgegeben, aber ok ...
Naja ... was ist noch passiert? Die Leutz, die vier Wochen in Amerika waren, sind heute wiedergekommen. War irgendwie mal wieder genial. Scheinbar hat sich auf der Fahrt nen Pärchen gefunden: Der Kerl irgendwie so der Streber-Typ, das Mädel ein bisschen flippiger. Ok, ich kann beide irgendwie nicht wirklich leiden, aber das Mädel steht beim Rauchen immer bei uns und folglich mag sie der ein oder andere dort auch.
Nachdem sich dann also die "frohe" Botschaft langsam aber sicher verbreitet hatte, ging das Geschrei los: "Bah, das ist doch eklig, wie kann sie nur?" "Der Kerl sieht doch total scheiße aus!" und eben noch mehr solcher Sprüche. Da mir diese Menschen, wie gesagt, ziemlich egal sind, fand ich das jetzt nicht weiter tragisch. Aber irgendwie macht es doch traurig zu sehen, wie oberflächlich manche Menschen sind. Klar, Aussehen ist vielleicht das erste, worauf man achtet, aber eben auch nicht alles.
plueschhase - 27. Apr, 17:58
Assoziationen sind ja irgendwie schon etwas mieses, da sie fast immer unbewusst entstehen und sich daher auch nur schlecht wieder abschalten lassen. Man assoziert bestimmte Menschen mit bestimmten Dingen oder Situationen oder eben umgekehrt. Das fatale daran ist ja irgendwie, dass es oft auch Dinge sind, an die man eigentlich gar nicht denken will.
Mir passiert es in letzter Zeit irgendwie immer öfter, dass mich ein Ort, ein Lied oder auch nur ein Geruch an eine bestimmte Situation oder an bestimmte Menschen erinnern. Hin und wieder zaubert das ein Schmunzeln auf die Lippen, aber manchmal zieht es auch ein merkwürdiges Gefühl nach sich. Entweder, weil die Konnotation negativ ist oder aber, weil einem bewusst wird, dass die Vergangenheit unwiderruflich vorbei ist und diese schöne Zeit nie wieder kommt.
Aber gut ... wie letztens mal jemand sagte: Nach vorne schaun. Es kommen bestimmt wieder schöne und gute Zeiten. Aber warum soll man sich nicht die schlechteren Zeiten in Erinnerung schwelgend überbrücken? Vielleicht verliert man, wenn man so in der Vergangenheit verloren ist aber auch den Bezug zur Gegenwart und merkt gar nicht mehr, wenn die Zeiten wieder besser werden.
Und je länger es her ist,
umso heller Glanz und Schein der trübt.
Nur ein scheiss Mechanismus,
der uns alle belügt.
Um mal Wizo zu zitieren. Vielleicht haben sie ja auch recht damit. Vielleicht war die "schöne Zeit" auch gar nicht so toll, wie es einem das Gedächnis im Nachhinein vorgaukelt. Vielleicht war es früher ja auch gar nicht besser. Aber warum gaukelt einem die Erinnerung das dann fast immer vor?
Mal wieder viel zu viele "Vielleichts", zuviele "Abers", zuviele "Warums", ganz einfach zu viel Ungewissheit und zuviele Fragen, auf die man keine Antwort findet ...
plueschhase - 26. Apr, 16:09
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.
Rainer Maria Rilke, September 1903
plueschhase - 25. Apr, 21:25
Noch eine dieser Erinnerungen, die vor ein paar Wochen irgendwo aus der Tiefe meines Gedächnisses hochstieg und mich seitdem nicht immer, aber doch immer mal wieder boshaft anzugrinsen scheint.
Das muss jetzt schon mindestens fünf oder sechs Jahre her sein. Folgende Situation: Meine Eltern hatten etwa ein halbes Jahr getrennt voneinander gelebt, da mein Dad zwischenzeitlich eine andere gehabt hatte und mit ihr eben auch zusammen eine Wohnung genommen hatte. Irgendwann hatte der Mann der anderen sie quasi wieder "zurückgekauft", das heißt, sie ließ meinen Dad eiskalt sitzen, nachdem er für die neue Wohnung seine Lebensversicherung aufgelöst und einiges an gespartem Geld ausgegeben hatte. Nun gut, ich kann nicht behaupten, dass er mir damals besonders leid tat oder das ich den vollen Ausmaß dieser Problematik überschaute.
Naja, auf jeden Fall hatte mein Vater sich die Idee in den Kopf gesetzt, dass er zurück zu meiner Mutter und damit ja auch zu uns wolle. Verständlicherweise war meine Mum unschlüßig, ob sie darauf jetzt eingehen sollte und deshalb beschloss sie eine Woche in den Urlaub zu fahren und uns bei meinem Vater zu lassen. Das alles wäre vermutlich gar nicht mal so tragisch geworden, hätte ich ihn irgendwann beim Abendbrot in meiner kindlichen Naivität nicht gefragt: "Papa, was machst du eigentlich, wenn Mama dich nicht zurücknimmt?" Die kurze, dafür aber umso erschütternde Antwort: "Erschießen?!" Vielleicht war es auch gar nicht dieses Wort an sich, was sich so festgefressen hat, sondern viel mehr dieser hoffnungslose Blick, der wenig Zweifel daran ließ, dass es sein Ernst war.
Mittlerweile frage ich mich, wie verzweifelt und fertig man sein muss, um seiner 11- oder 12-jährigen Tochter sowas ohne weiter darüber nachzudenken entgegen zu schleudern. Wie kann man überhaupt so egoistisch sein und an Selbstmord denken, wenn es Menschen gibt, die einen brauchen? Ist es richtig anderen weh zu tun, nur um es selbst leicht zu haben?
Aber wenn man mal bedenkt, wie es dann am Ende gekommen ist, kann man über die Ironie des Schicksals wirklich nur den Kopf schütteln und sich fragen, warum es einem manchmal so böse mitspielt.
Und was vielleicht das schlimmste an sowelchen Erinnerungen ist: man kann sie nie vollends verarbeiten, weil man nicht mehr die Chance hat dem anderen Menschen zu sagen, wie sehr er einen damit verletzt hat oder eine Erklärung für sowelche Sachen zu verlangen.
Klar, man kann mit anderen darüber reden, aber irgendwie bleibt dabei immer ein schales Gefühl zurück. Zum einen bricht dadurch alles nur wieder auf und zum anderen fühlt man sich mies dabei schlecht über jemanden zu reden, der sich nicht mehr dagegen wehren kann.
Aber es ist eben nicht so leicht Tote immer nur in guter Erinnerung zu behalten ...
plueschhase - 25. Apr, 15:07