Montag, 24. April 2006

Die Fassade bröckelt

Noch eins der Dinge, die mir Angst machen: Hinter die Fassade eines Menschen zu gucken, durch ein Loch in der sorgfältig aufgebauten Mauer ein Stück zu sehen, dass man dann vielleicht doch lieber nicht gesehen hätte. Was soll man machen, wenn man anfängt zu ahnen, dass die Menschen doch nicht so positiv, nicht so tolerant, nicht so lebenslustig, nicht so unbeschwert - kurz: ganz einfach nicht so - sind wie es schien? Sollte man sich weiter an dieser Illusion festhalten oder sollte man es akzeptieren? Kann man das denn überhaupt so ohne weiteres?
Was, wenn man nach Jahren feststellt, dass ein Mensch doch nicht so ist, wie man immer dachte? Was, wenn man nach Jahren feststellt, dass ein Mensch einem doch nur etwas vorgespielt hat, vorgegeben hat etwas zu sein, was er eigentlich doch nicht ist? Sollte man die Schuld bei diesem Menschen oder nicht doch eher bei sich selbst suchen, weil man auf diese Illusion reingefallen ist? Und wie schafft es ein Mensch über Jahre hinweg diese Fassade selbst gegenüber guten Freunden aufrecht zu halten? Was für einen Sinn macht es denn überhaupt sich mit anderen Menschen auseinanderzusetzen, wenn sie sich einem doch nie ganz zeigen, man immer nur ein verzerrtes Bild hat, vorallem, wenn man das wirkliche Bild gar nicht sehen will?
Und warum gibt es soviele Fragen, auf die mir niemand Antworten geben kann?

Passive Gedanken

Ach, ich weiß auch nicht. Irgendwie nervt mich diese totale Passivität mal wieder. Das Gefühl, dass man nichts tun kann, auch wenn man es wollte, ist irgendwie mal wieder total deprimierend. Hm ... na gut, vielleicht kann man ja doch was tun, wenn man es denn wenigstens versuchen würde. Aber woher soll man dann auch noch wissen, was das richtige ist? Und ob nicht vielleicht aktives Handeln alles schlimmer macht?

Und warum kann man diese dämlichen Gedanken eigentlich nicht abstellen? Langsam habe ich echt so die Schnauze voll von Gedanken, die sich sowieso nur im Kreis drehen, das glaubt mir wirklich keiner ...
Hm ... vermutlich werde ich mir in ein paar Monaten oder vielleicht auch nur Tagen, sollte ich das hier alles nochmal zu Gesicht bekommen, selbst an den Kopf packen und mich fragen, wo dieser ganze Schwachfug herkam. Aber im Moment sind das eben so die entscheidenden, tragischen Probleme, die noch unlösbar scheinen. Aber irgendwo ist mir klar, dass all diese Probleme eben doch nicht unlösbar sind - einfach nicht sein können, nicht dürfen - und das ist es eben doch, was weitertreibt. Die Neugier darauf, wie alles weitergeht.

Naja ... vermutlich sollte ich es einfach sein lassen und aufhören meine unausgegoren Gedankengänge, die vermutlich eh nur von dem wenigen Schlaf der letzten Nächte herrühren, hier zu publizieren. Aber das wäre ja langweilig.

Ohnmächtige Vergangenheit

hm ... in dem verzweifelten Versuch mal wieder geistig ein wenig klar Schiff zu machen ... irgendwie tummelt sich in meinem Kopf mal wieder einiges an Gedanken ... muss halt mal wieder der Blog herhalten ...

Zum einen war heute zum wiederholten Male die Vergangenheit irgendwie verdammt präsent. Und das dann gleich in doppelter, naja, eigentlich schon fast dreifacher Hinsicht: zum einen sah ich zufällig ein Mädel, das mindestens zwei Jahre eine gute Freundin war, zu der ich aber seit mittlerweile fast zwei Jahren nurnoch sporadisch Kontakt habe. Naja ... irgendwie ist es halt komisch, wenn man sich plötzlich nichts mehr zu sagen hat.
Als nächstes bekam ich einen Anruf von einem anderen Mädel, mit dem ich im letzten Sommer viel gemacht habe. Ok, sie war nicht immer einfach, es gab einiges an Missverständnissen und ich glaube so sonderlich guten Einfluß hatte sie auch nicht auf mich, aber es war doch immer lustig und ein recht netter Zeitvertreib. Naja ... irgendwie verlor man sich dann doch wieder aus den Augen und irgendwie war es schon merkwürdig auf einmal wieder von ihr zu hören. Und irgendwie ist doch alles noch so wie früher. Die gleichen Probleme, hauptsächlich eben der Mist, den andere Leute erzählen, der irgendwie weitergetratscht wird und am Ende total mutiert am Anfang wieder rauskommt. Bei eingehender Betrachtung bin ich eigentlich doch ganz froh zu sowelchen Menschen nicht mehr so den Kontakt zu haben ...

Etwas anderes, dass mich irgendwie mal wieder so ein bisschen fertig macht ist, dass mir mal wieder bitter bewusst geworden ist, wie wenig man Menschen doch helfen kann. Mindestens die Hälfte meines engeren Bekanntenkreises kämpft mit irgendwelchen Problemen, von denen manche weniger und manche eben mehr tragisch sind. Irgendwie ist es verdammt hart immer nur zuschauen zu können, wie andere immer mehr den Halt zu verlieren scheinen und dabei doch genau zu wissen, dass man nichts wirklich sagen oder tun kann, um zu helfen.

An deinem Grab

Grau in grau,
der Regen fällt.
Plötzlich war das Laub verwelkt.
Plötzlich war das Blut in dir gefrorn.
Plötzlich war es Herbst.
Die Stille drückt,
die Erde schweigt.
Auf dem weg nach unten zeigt
dir die Welt noch einmal ihr Gesicht.
Was wirst du sehn
wenn das Licht erlischt,
wenn der Wind der Zeit
deine Spur verwischt?
Was bleibt von dir
wenn nichts mehr ist?
Nur die gottverdammte angst
dass man dich vergisst.

Wer wird an deinem Grab stehn?
Wem wirst du wirklich abgehn?
Wem wirst du wirklich fehln?
Wer wird um dich trauern?
Wer wird deinen Tod bedauern?
wenn du nicht mehr bei uns bist?
Wer wird echte Tränen weinen?
Wer wird gar nicht erst erscheinen?
Wem wirst du wirklich fehln?
Wer wird sich nach dir sehnen?
Wie viele echte Tränen
fallen dann auf dich herab?

Wem glaubst du wirst du wirklich fehln?
Wer wird noch in Jahren von dir erzähln?
Wem glaubst du gehst du wirklich ab?
Wer glaubst du steht an deinem Grab?
Die Stille drückt,
die Erde schweigt.
Auf dem Weg nach unten zeigt
dir die Welt noch einmal ihr Gesicht.
Was wirst du sehn
wenn das licht erlischt,
wenn der Wind der Zeit
deine Spur verwischt?
Wer ist bei dir
wenn deine Stunde schlägt,
wenn sich die Ruhe
sanft um deine Schultern legt?

Megaherz

Mittlerweile ist irgendwo wieder die nötige Distanz da, um für mich selbst herauszufinden, was mich an diesem Lied eigentlich so fertig gemacht hat. Es ist definitiv nicht die scheinbare, eigentliche Botschaft des Liedes, sondern viel mehr etwas untergründiges. Vielleicht sollte oder könnte man es als schlechtes Gewissen bezeichnen. Obwohl es das nur zum Teil trifft. Auch mal wieder die unerwartete Konfrontation mit verdrängten Dingen.

Hm ... ok, ich glaube zumindest über letzteres hatte ich mich direkt anschließend schonmal ansatzweise ausgelassen, darum bleiben wir doch (erstmal?!) mal bei dem schlechten Gewissen. Irgendwie macht es mich doch betroffen, wenn mir nach ein oder zwei Wochen auffällt, dass ich so lange nicht mehr an einen Menschen gedacht hab, obwohl er doch so lange in meinem Leben war. Oder wenn ich mal Revue passieren lasse, wie oft ich ihn die letzten 3 Jahre besucht hab. Ich schäme mich fast es zuzugeben, aber ich kann diese Besuch fast noch an beiden Händen abzählen. Ich bin mir sicher, dass ich diesen Menschen nie ganz vergessen werde, aber es macht doch irgendwie traurig zu sehen, wie schnell man jemanden - zumindest zeitweise - aus seinen Gedanken verbannen kann. Hinzukommt, dass man sich an ganz banale Dinge wie die Stimme langsam aber nicht mehr erinnern kann und irgendwie ... weiß auch nicht. Mich macht es manchmal eben fertig.

Vermutlich ist das nicht einmal etwas, wegen dem man ein schlechtes Gewissen haben müsste, denn wahrscheinlich ist es ganz einfach ein normaler Prozess, dass man nicht mehr ständig an jemanden denkt, der nicht mehr da ist. Gewisse Leute verstehen es aber wirklich hervorragend einem ein schlechtes Gewissen in gewissen Situationen zu machen. Meine Oma beispielsweise hat es sich zur Gewohnheit gemacht bei jeder Familienfeier entweder zu erzählen, wann sie das letzte mal auf dem Friedhof war oder hingeht oder sonst irgendeine Geschichte über ihn zu erzählen. Irgendwie drückt das dann doch immer die Stimmung und in so welchen Moment frag ich mich, ob es fair ist glücklich zu sein und zu feiern. Aber mal ehrlich: Was soll man denn machen? Ich glaube nicht, dass er gewollt hätte, dass wir ewig um ihn trauern und nie wieder glücklich werden.
Aber ok ... diese "Er hätte es nicht gewollt"-Sätze verfehlen ihre Wirkung ohnehin meistens.

Tja ... was will man machen? Das einzige was scheinbar doch hilft ist die Zeit und drüber zu reden ... anfangs fiel es mir schwer drüber zu reden ohne anzufangen zu heulen, mittlerweile ist es besser. Vielleicht weil ich mittlerweile auch nur noch selten darüber rede und kaum jemandem die wirklich "ganze" Geschichte erzähle. Das warum ist in dem Fall auch eigentlich recht simpel. Ich denke mal, alle Menschen die sie hören wollten haben sie gehört und ansonsten trete ich das Thema generell eher weniger gerne platt, weil ich immer das Gefühl dabei habe, dass andere denken könnten, dass ich das nur erzähle um Mitleid zu bekommen.
Aber irgendwo hab ich mich mit der Situation eben abgefunden und es gibt da auch eigentlich nichts zu bemitleiden. Ach ... ich weiß auch nicht. Ist halt nach wie vor ein schwieriges Thema, bei dem es mal wieder verdammt schwer fällt die Gedanken zu ordnen und sie in Worte zu fassen.

Sonntag, 23. April 2006

100 Jahre

...

Sieben lange Wochen schon
taumeln wir im Spinnennetz des Lebens.
Versponnen alle Wege,
umsonst all die Müh.

Du hörst noch immer dieses Lied,
das Dich in meine Arme trieb,
ganz kratzig schon - ein jeder Ton.

Denn wo ein Wille,
ist nicht immer auch ein Weg,
aber sicher ein Gebüsch,
in dem man sich versteckt
und trauernd zusieht,
wie sich der andere die Wunden leckt.

Gib mir 100 Jahre Zeit,
dann werde ich ein neuer Mensch,
dann mach ich mich für Dich bereit,
dann hast Du mich
für alle Zeit.

Eric Fish

Bahn fahren

Früh am morgen, auf dem kleinen Bahnhof,
stehn die Pafferbillis all in einer Reihe,
kommt der Führer, dreht an einem Rädchen,
"Hu Hu, Tsch Tsch" - schon sind sie vorbei.

Gut, früh am morgen ist in meinem Fall gerade halb eins, der kleine Bahnhof ist der Kölner Hauptbahnhof und die Züge stehen auch nicht in einer Reihe. Aber gut, wir nehmen es da ja nicht so genau. Auf jeden Fall geht es jetzt nach Hause. Noch einmal über den Rhein fahren und sich dabei an ein nettes Gespräch mit einem Menschen erinnern, den Jana und ich irgendwann mal auf einer Fahrt nach Köln in Hamm aufgegabelt hatten.

Er: "Da hinten auf der Brücke hab ich letztes Jahr Silvester gefeiert. War total genial!"
Jana: "Kann ich mir vorstellen."
Er: "Nein, kannst du nicht!"
Jana: "Aber ich kann so tun, als könnte ich es mir vorstellen."

Irgendwie ist Bahn fahren ohne Jana sowieso nur halb so lustig. Niemand der sich mit mir über "Heessen" freut, kein zweites, drittes und viertes Frühstück, alleine während des Umsteigens rauchen und nicht zuletzt viel zu viel Zeit zum Nachdenken.

Naja ... war auf jeden Fall trotz (oder gerade wegen?) der vorherrschenden Unproduktivität ein schönes Wochenende und vorallem hab ich damit endlich mal wieder eine schon lange im Raum stehende Drohung wahr gemacht.
Außerdem hab ich auch einiges mitgenommen. Nicht nur materielle Dinge wie eine handsignierte StS-Karte, zwei Poster und drei Bücher, nein ich habe auch eine neue Erkenntnis gewonnen. Gut, was heißt neu, eigentlich war das etwas, was mir schon länger klar war, aber irgendwie wurde mir mal wieder bewusst gemacht, dass man erst denken und dann reden sollte und dass man keine Vorschläge machen sollte, ohne sich vorher über die Konsequenzen Gedanken zu machen.

Gut, ich werde dann mal schaun, ob ich mich noch zu irgendwelchen produktiven Handlungen aufraffen kann ... steht ja noch einiges auf der Liste. *seufz*

Was wäre wenn?

Wenn man durch eine Tür geht, schließt sie sich meistens hinter einem. Das heißt man kann seine Wahl in den meisten Fällen auch nicht mehr rückgängig machen. Vermutlich kennt jeder diese "Was-wäre-wenn?"-Gedankengänge. Was wäre wenn ich zu einem bestimmten Zeitpunkt etwas (nicht) gesagt oder getan hätte? Was wäre wenn es mir einmal - nur ein einziges mal - gelungen wäre das richtige zu tun oder zu sagen? Wäre ich dann heute der Mensch, der ich bin, ja würde ich dann jetzt überhaupt hier sitzen und das hier schreiben?

Gut, sowelche Gedanken sind ohnehin müssig, denn man wird ohnehin keine befriedigenden Antworten auf sie finden, es sei denn irgendwann wird es dem Menschen doch möglich in der Zeit zurückzureisen. Aber gut, das ist wohl wieder eine ganz andere Sache.

Die Hauptsache ist wohl vielmehr, dass ich noch immer der Hoffnung bin, dass all das irgendeinen Sinn macht, der sich mir nur noch nicht ganz erschließt. Vielleicht wird er das ohnehin nie, aber solange irgendwo ein Zusammenhang - und sei er auch noch soweit hergeholt - zu sehen ist, denke ich, dass ich damit leben kann.

Donnerstag, 20. April 2006

Wer sich auf andere verlässt ...

Wuhu ... so langsam kehrt die gute Laune doch zurück. Bin mir zwar noch nicht so ganz sicher warum, aber es muss ja auch nicht für alles einen Grund geben oder? ^^

Dabei ist doch heute eigentlich alles schief gelaufen, was nur schief laufen kann. Ursprünglich war morgen ja geplant mit Marcus und Stefan nach Köln zu fahren. Und das war ja auch nichts spontanes, sondern steht schon seit mindestens einem Monat so fest. Naja ... wie es halt immer so ist mit meinen tollen zuverlässigen Leuten, stellte sich dann heute raus, dass Stef doch nicht kann und alleine will Marcus nicht mehr. Wer sich auf andere verlässt ist eben doch verlassen.
So durfte ich dann also innerhalb von ein paar Stunden alles umplanen. Gut, war nicht so tragisch, weil ich mir in weiser Vorrausicht einen Plan B ausgedacht hatte. Also statt wie geplant morgen mit Auto hin und Sonntag mit "Schöner Tag Ticket" zurück, gehts jetzt mit dem "Schöne Ferien Ticket". Das einzige Problem war nur, dass sich dieses Ticket nur online buchen lässt und das alles ein bisschen kompliziert war, da für den Drucker irgendwie der richtige Treiber fehlte. Aber mein informatikbegabtes Brüderlein löste dieses Problem glücklicherweise und nach einer Stunde hielt ich dann endlich das Ticket in der Hand.

Naja ... mal schaun ob und wie das alles morgen so klappt, aber im Moment bin ich ja noch guten Mutes, dass es ein nettes WE wird. Alles in allem hab ich zwar noch nichts von den für heute geplanten Dingen geschafft, aber packen kann ich morgen früh ja auch noch und die Hausaufgaben werden halt wie jede Ferien auf den letzten Sonntag verschoben.

Elanlos

Nach einer Mütze voll Schlaf sieht die Welt zwar nicht unbedingt besser, aber doch irgendwie anders aus. Statt Hoffnungslosigkeit hat sich Resignation breit gemacht. Obwohl Resignation vielleicht das falsche Wort ist. Eher sowas wie totale Elanlosigkeit. Gibt noch massig Dinge, die heute eigentlich erledigt gehören, aber irgendwie fehlt mir gerade die Lust dazu mich mit ihnen beschäftigen.
Aber heute bin ich mir ziemlich sicher, dass ich die Ursache für das Problem kenne. Heute ist es ganz eindeutig zuviel Schlaf. War vermutlich doch ein Fehler, den letzten Tag, an dem ich richtig ausschlafen kann, so auszunutzen. Und eigentlich ist es ja auch nichts Neues, dass zuviel Schlaf lustlos macht. Aber eigentlich ist es ja mal wieder typisch: entweder zu wenig oder zuviel, aber nie die passende Menge.
Jetzt muss ich mir nur noch etwas überlegen, wie ich meinen inneren Schweinehund austrickse und ihn dazu kriege sich aufzuraffen.

Mittwoch, 19. April 2006

...

Krass, wie klein und nebensächlich manchmal doch die Dinge sind, die einem Sachen in Erinnerung rufen, die man vielleicht nicht verarbeitet, aber doch zumindest mehr oder weniger erfolgreich verdrängt hat. Und was mich im Moment wirklich schockt ist, dass Wunden, die fast drei Jahre lang so taten, als würden sie langsam vernarben plötzlich, ohne wirklich erkennbaren Grund, wieder aufbrechen. Klar, es gab immer mal Augenblicke, in denen einiges hoch kam, aber heute kam es mit lange nicht mehr gekannter Intensität.
Was das ganze vielleicht noch schlimmer macht ist, dass es eben so unverhofft kam. Auf viele Sachen kann man sich schon vorher einstellen oder sich eben mit der Zeit daran gewöhnen. Aber es ist eben komisch, weil es nicht das erste mal (und vermutlich auch nicht das letzte mal) ist, dass bei einem Lied die Erinnerungen hochkamen. Aber diesmal war und ist es eben anders ...
Vielleicht liegt es ja nur ganz einfach daran, dass mir im Moment einfach zuviele Dinge im Kopf rumgehen und mein Verdrängungsmechanismus wohl auf Dauer nicht mit allem fertig wird ... und auch das Akkord-Bloggen bringt bisher nicht den gewünschten Erfolg. Aber wie soll dass denn weitergehen? Ich kann doch nicht in zehn Jahren immer noch an Dingen knabbern, die auch heute schon Jahre zurückliegen ... irgendwann muss das doch auch mal aufhören ...

Ich versteh es einfach nicht ... die Welt war bis vor ein paar Stunden doch noch, wenn schon nicht in Ordnung, dann doch zumindest akzeptabel. Woher kommt dann auf einmal wieder diese Hoffnungslosigekeit? Und warum will es meinem Verstand nicht gelingen meine Seele - oder was auch immer für das geistige Befinden zuständig ist - davon zu überzeugen, dass doch alles eigentlich gar nicht so schlimm ist und das zu einem Zeitpunkt, aus einem anderen Blickwinkel alles wieder ganz anders aussieht? Warum gelingt es mir nicht den dunklen Gedanken Herr zu werden und sie dahin zurückzudrängen, wo sie hingehören?

Gefühl

Glatt wie Eis,
kalt wie Stein und ohne ungewollte Schwäche.
So sieht der perfekte Mensch für mich aus.
Gefühle sind Schwäche ... Schwäche ist schlecht.

Es ist zwar mittlerweile fast drei Jahre her, dass ich diesen Satz zum ersten mal las und vielleicht hat der Mensch, der dies schrieb seine Einstellung mittlerweile überdacht, aber irgendwie treibt einem das doch jedesmal wieder einen kalten Schauer über den Rücken.
Komisch irgendwie, dass mir diese Aussage zwar nicht immer, aber immer mal wieder im Kopf rumspukt. Manchmal drängt sich die Frage auf, ob nicht doch etwas wahres dran ist. Mitunter machen Gefühle eben doch schwach, angreifbar und verletztlich. Aber sollte man sich deswegen jede menschliche Emotion verbieten? Sollte man wirklich versuchen sein Herz durch einen Stein zu ersetzen?
Noch bin ich nach wie vor der Meinung, dass die eindeutige Antwort "Nein" ist. Ist die Welt nicht auch so schon kalt genug?

Einsam

Zu viele Menschen, die ich täglich seh,
schmelzen dahin wie gerade gefallner Schnee.
Tausend Gesichter, hundert Stimmen um mich rum,
in einem Strom der mitreißt, bis zur Ernüchterung.

Ich fühl mich so einsam,
keiner ist da, deshalb einsam.

Die Ignoranz lässt Menschen einfach nicht sehn,
als ob sie sich andauernd um sich selber drehn.
Ich könnte sterben und ich will es eigentlich auch
und man würde weiterfließen, wie um einen Stein der nicht untertaucht

Ich fühl mich so einsam,
keiner ist da, deshalb einsam.

So viele Menschen, die ich gerne seh,
lösen sich auf, wie Regentropfen im See,
denn im letzten Stück vorm nächsten Augenblick,
ist eine Türe offen, durch die nur einer blickt.

Ich fühl mich so einsam,
so viele sind da, deshalb einsam.

The Wohlstandskinder

Zwei Gedanken, die mir bei diesem Songtext kamen. Zum einen der, dass man in den entscheidenden Augenblicken, also dann, wenn es einem wirklich dreckig geht, ohnehin fast immer auf sich gestellt ist. Andere Menschen sind nicht da oder vielleicht viel eher andere Menschen will man mit seinem Mist nicht belasten und sie damit runterziehen.
Aber was soll eigentlich schon wieder diese Verallgemeinerung? Ich will andere nicht mit meinen Problemen belasten, weil gerade die Menschen in meinem näheren Umfeld selbst genug mit ihren eigenen Problemen beschäftigt sind. Jeder hat seinen eigenen Packen zu tragen und im Gegensatz zu den Lasten von anderen erscheint mir meine eigene zu gering, um andere Leute damit zu belästigen.
Klar, manchmal muss doch der ein oder andere leiden, aber meistens eben erst dann, wenn ich das Problem für mich soweit gelöst habe, dass es mich nicht mehr total runterzieht oder ich selber nicht mehr weiterkomme und auf den Rat oder die Hilfe von anderen angewiesen bin.
Gut, hin und wieder passiert es eben doch, dass man mich auf dem falschen Fuß erwischt, wenn dann eben doch mal eine dieser geistigen Krisen da ist und man ausgerechnet in dem Augenblick auf die Idee kommt mich anzusprechen. Da kommt dann eben mein schlichtes Gemüt zu tragen, je nachdem wie sehr ich dem Menschen vertraue, wird er dann eben mit meinen Problemen belästigt.
Aber im Endeffekt bin ich eben doch der Meinung, dass man die meisten seiner Probleme alleine bewältigen muss, zum einen, weil das niemand anders für einen erledigen kann und zum anderen, weil in den seltensten Fällen jemand da ist.

Der zweite Gedanke war, dass es soviele Menschen gibt, die mal wichtig waren, ohne die man meinte nicht mehr leben zu können, die aber letztendlich doch wieder in der Versenkung verschwunden sind, an die man heute in den seltensten Fällen noch einen Gedanken verschwendet.
Irgendwie fällt es in der Masse der Menschen, denen man begegnet auf Dauer zunehmend schwer, die wirklich wichtigen nicht aus den Augen zu verlieren, ja überhaupt erstmal herauszufinden, wer wichtig ist oder werden könnte. Und ich kriege immer mehr das Gefühl, dass ich es nicht mehr schaffe auf die einzelnen Personen und ihre Probleme einzugehen.
Vielleicht ein Widerspruch in sich, dass man sich trotz der vielen Menschen, die einen umgeben, sich manchmal das Gefühl der Einsamkeit nicht abschütteln lässt ...

Unverständnis

Was ist eigentlich los in Deutschland? Wenn man sich mal so umschaut, dann könnte einem doch echt schlecht werden. Die Hälfte der Bevölkerung scheint total verblödet, die andere depressiv zu sein. Ersteres mag desöfteren täuschen, letzteres sieht man dafür erst nach mehrmaligem Hinschaun oder auch nur durch Zufall.
Immer wieder erschreckend, wie perfekt es doch die meisten Menschen verstehen ihre wahre Gefühle hinter einem Lachen zu verbergen. Und vielleicht noch viel erschreckender, dass man doch immer wieder auf diese Maskarade hereinfällt.
Aber mir, als scheinbar vergleichsweise einfach gestricktem Menschen, fällt es in den meisten Fällen schwer meine Gefühle so zu verbergen. Ich weine, wenn ich traurig bin und lache, wenn es mir gut geht und nicht umgekehrt. Wem nützt es denn, wenn ich meine wahren Gefühle verberge, alles in mich reinfresse und es nie rauslasse? Das würde die Probleme doch auch nicht kleiner oder besser machen, wohl eher im Gegenteil.

Und mal wieder fehlen, wie so oft in letzter Zeit, die Worte, um all das, was mir im Kopf rumgeht in Worte zu fassen.
Am Ende bleiben eben doch nur Hilflosigkeit und Unverständnis. Unverständnis darüber, wie man sein Heil darin suchen kann seine Gefühle zu verbergen und sich selber wehzutun. Unverständnis darüber, dass es einem nicht möglich ist sowelchen Menschen wirklich zu helfen. Unverständnis darüber, wie man jemandem, der einen Selbstmordversuch hinter sich hat, mit der Begründung abweisen kann, dass nicht genug Therapieplätze zur Verfügung stehen.

Und natürlich - wie am Ende jedes Tages - die Hoffnung, dass die Welt morgen wieder besser aussieht. Auch wenn ich denke, dass in dem Punkt hoffen vergebens ist ...

Nachtrag:
Etwas positives lässt sich dem ganzen jedoch auch mal wieder abgewinnen: Irgendwie scheinen die Probleme, mit denen ich mich die meiste Zeit rumschlage mal wieder nichtig, wenn man sich anguckt, wie es anderen Leuten geht. Hin und wieder scheint es wirklich nötig zu sein daran erinnert zu werden, dass die eigenen Probleme eben doch nicht so tragisch sind.

Dienstag, 18. April 2006

Die Flut

Wenn ich in mir keine Ruhe fühl,
Bitterkeit mein dunkles Herz umspült,
ich nur warte auf den nächsten Tag,
der mir erwacht.

Wenn Finsternis den klaren Blick verhüllt,
kein Sinn mehr eine Sehnsucht stillt,
ruf ich mir herbei den einen Traum,
der sich niemals erfüllt.

Und Du rufst in die Nacht
und Du flehst um Wundermacht,
um 'ne bessere Welt zu leben,
doch es wird keine andere geben.

Wann kommt die Flut - über mich?
Wann kommt die Flut - die mich berührt?
Wann kommt die Flut - die mich mit fort nimmt?
In ein anderes grosses Leben - irgendwo.

All die Zeit, so schnell vorüber zieht,
jede Spur von mir wie Staub zerfliegt,
endlos weit getrieben,
von unsichtbarer Hand.

Gibt es dort am kalten Firnament
nicht auch den Stern, der nur für mich verbrennt?
Ein dumpfes Leuchten wie ein Feuer in der Nacht,
das nie vergeht.

Und Du siehst zum Himmel auf,
fluchst auf den sturen Zeitenlauf,
machst Dir 'ne Welt aus Trug und Schein,
doch es wird keine andere sein.

Wann kommt die Flut - über mich?
Wann kommt die Flut - die mich berührt?
Wann kommt die Flut - die mich mit fort nimmt?
In ein anderes grosses Leben - irgendwo.

Und Du rufst in die Welt,
dass sie Dir nicht mehr gefällt.
Du willst 'ne schönere erleben,
doch es wird keine andere geben.

Wann kommt die Flut - über mich?
Wann kommt die Flut - die mich berührt?
Wann kommt die Flut - die mich mit fort nimmt?
In ein anderes grosses Leben - irgendwo.

Joachim Witt

Hoffentlich kommt sie bald. Aber wer sagt denn, dass sie etwas positives ist? Und vermutlich wird es nie so eine Flut geben, denn wie kann man darauf hoffen, wenn man selber immer passiv bleibt und nur darauf wartet, dass die Welt besser wird? Wenn man sein Leben nicht zumindest bis zu einem gewissen Grad selbst in die Hand nimmt, dann kann man doch nicht darauf hoffen, dass es so läuft, wie man es gerne hätte oder?

Die Macht der Gewohnheit

Gewohnheit ist schon was lustiges, auch wenn ich teilweise gar nicht weiß, wo bestimmte Gewohnheiten herkommen. Ein Beispiel: Jedes mal, wenn ich duschen war, egal zu welcher Tageszeit, kommt der Griff zur Zahnbürste. Gut, Reinlichkeit ist ja nichts schlimmes, aber es ist schon merkwürdig, wenn man erst merkt, dass man gerade dabei ist sich die Zähne zu putzen, wenn man die Zahnbürste im Mund hat und sich dann fragt 'Hey, was tust du da eigentlich?'

Naja, wie auch immer, das Doofe an Gewohnheiten ist in meinem Fall, dass ich mich schnell an Dinge gewöhne, sie mir aber nur schwer wieder "entwöhne". Gutes Beispiel dafür sind Zigaretten. Es fällt leicht sich an einen steigenden Zigarettenkonsum zu gewöhnen (beispielsweise in der Schule), aber schwer ihn zum Beispiel während der Ferien wieder runterzuschrauben.
Genauso ist es mit Gesellschaft. Man gewöhnt sich an Leute (ich denke da speziell an meine "Urlaube" in Stuttgart), gewöhnt sich eben dran ständig Menschen um sich zu haben und sobald man wieder alleine ist, erschlägt einen die Einsamkeit förmlich und es dauert teilweise wirklich Tage, bis man damit wieder zurecht kommt.
Ähnlich verhält es sich auch mit Menschen im engeren Umfeld, Menschen, mit denen man eben täglich zu tun hat. Man gewöhnt sich daran, dass sie da sind, dass man sie immer stressen kann, wenn man das Bedürfnis danach hat und wenn sie es aus irgendwelchen Gründen nicht mehr da sind, fühlt es sich komisch an.

Vielleicht ist Gewohnheit also der Grund dafür, dass ich immer noch Raucher bin, dass ich im Moment so weit es geht meinem Einsiedlerleben fröne und dass ich versuche mich so wenig wie möglich von der Beachtung anderer Menschen abhängig zu machen.
Irgendwo nur traurig, dass letzteres nicht immer so gut klappt, wie ich es gerne hätte.

HG

Dreh dich um,
dreh dich um.
Vergiß deine Schuld, dein Vakuum.
Wende den Wind, bis er dich bringt
weit zum Meer.
Du weißt, wohin.

...

Der Trend geht zum Zweit­blog.

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