Mittwoch, 16. Juli 2008

Gratwanderungen

Manchmal ist es so unendlich schwer, die Mitte zu finden. Manchmal ist es so unendlich schwer, den schmalen Grat zwischen zwei Extremen zu finden.

Da ist das eine Mädel, das sich mehr und mehr von ihren alten Bekannten und Freunden los sagt. Die sich immer mehr auf einen Kerl einlässt, der ihr nicht gut tut. Über den immer mehr zweifelhafte Details ans Licht kommen. Der sie schon jetzt, nach nicht einmal zwei Monaten, mehr und mehr mit seiner Eifersucht regelrecht tyrannisiert.
Und was macht sie? Sie sieht all diese Dinge kommen, gibt zu, dass er ihr nicht gut tut - nicht gut tun kann - und leugnet es doch. "Ich erzähle ja immer nur die schlimmen Sachen. Die meiste Zeit ist es ja schön mit ihm."
Und was mache ich? Ich bin unentschlossen. Auf der einen Seite sehe ich, wie sie sich immer weiter von einer anderen Freundin entfernt, weil diese ihr ständig Vorwürfe macht. Weil sie immer mehr Zeit mit diesem Kerl verbringt und darüber andere Freundschaften immer mehr schleifen lässt.
Auf der anderen Seite habe auch ich ein mehr und mehr schlechtes Gefühl, würde sie gerne davon abbringen sich noch mehr auf diese Sache einzulassen, die augenscheinlich nur schief gehen kann.
Doch dann frage ich mich, ob ich wirklich in der Lage bin das zu beurteilen. Ob es meine Aufgabe ist zu bestimmen, was gut oder schlecht für sie ist. Deshalb versuche ich ihr subtil meine Meinung beizubringen ohne allzu aufdringlich zu sein. Interessiert zuzuhören, ohne anschließend allzu subjektiv und offensichtlich zu werten. Ihr beizubringen, dass sie ihre anderen Freundschaften nicht allzu sehr schleifen lassen soll, ohne dabei Vorwürfe zu machen.

Und dann ist da das andere Mädel, das seit dem Abi mit ihrer unheilbaren Immunkrankheit kämpft. Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich am Anfang oft verdrängt, dass sie diese Krankheit hat und ihr vielleicht nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt. Aber wie fast alle zwischenmenschlichen Beziehungen, ist auch diese nicht immer so unkompliziert gewesen, wie sie es im Moment zu sein scheint.
Aber seitdem ich vor zwei Wochen mit ihr beim Arzt war, drängt sich der Gedanke an ihre Krankheit immer öfter und immer vehementer in den Vordergrund. Sie soll zu einem Spezialisten gehen, um Gewissheit darüber zu bekommen, wie schlimm es wirklich um ihren Körper steht. Allerdings möchte sie diese Gewissheit nicht. Bis zu einem gewissen Grad kann ich das nachvollziehen. Allerdings nur bis zu einem gewissen Grad, denn es besteht die Chance, dass die Krankheit weniger schlimm ist, als befürchtet.
Deshalb versuche ich seit zwei Wochen sie behutsam, aber beharrlich dazu zu bringen, zumindest einmal zu diesem Spezialisten hinzugehen und sich seine Meinung einzuholen.
Aber oft genug stelle ich mir die Frage, was für ein Recht ich dazu habe. Nur weil ich an ihrer Stelle die Gewissheit bräuchte, heißt das noch lange nicht, dass das auch auf sie zutrifft. Und dennoch erscheint mir das besser, als sie darin zu bekräftigen diese Krankheit weiter zu verdrängen und es ihr selbst gleichzutun.

Alles in allem war es wohl ein Irrtum anzunehmen, dass der Ärger mit zwischenmenschlichen Problemen spätestens nach der Schule ein Ende findet. Auch wenn jetzt kein Zwang mehr dazu besteht sich mit Menschen auseinanderzusetzen, die Gewohnheit lässt sich schwer ablegen.

Samstag, 12. Juli 2008

Du kannst alles haben

Was ist bloß passiert,
mein alter Freund?
Ich hab's nie kapiert,
tief verletzt, ausgeträumt.

Und du kannst alles haben,
nimm den ganzen Scheiß.
Was wir dafür ertragen,
ist viel zu hoch als Preis.

Wenn ich könnte,
dann würde ich von vorn anfangen,
5000 Meilen von hier weg,
doch ich hab' zu leben verlernt.

Daniel Schulz

Montag, 7. Juli 2008

...

Das Arbeitsleben ist gemein, phies und anstrengend. Aber zumindest die eine Kollegin ist nett. Die andere ist zwar auch nett, aber ziemlich still und undurchsichtig. Wenn ich ehrlich bin, habe ich nach wie vor keine Ahnung, was ich von ihr halten soll. Und der Kollege ist ebenfalls nett, aber merkwürdig und ich habe das Gefühl, dass er nichts so recht mit mir anfangen kann.
Ich sollte mir langsam einen neuen Witz ausdenken. Der, dass ich mit dem Geld, das man mir zum Einzahlen in die Hand drückt, auf Weltreise gehe, ist langsam aber sicher ausgelutscht.

Donnerstag, 3. Juli 2008

Der Mann am Fenster

der alte Mann am Fenster gegenüber
ist nicht mehr da, jetzt ist das Zimmer leer
ganz unwillkürlich geht mein Blick hinüber
dass ich ihn sah, wie lang ist das jetzt her
zwei steingraue, teilnahmslose Gestalten
trugen ihn heute morgen aus dem Haus
der Verwalter fing gleich an zu verwalten
und jemand räumte seine Möbel raus

der Mann am Fenster
der Mann am Fenster

wir waren einander wie enge Vertraute
er, der vom Sessel auf die Strasse sah
ich, der am Schreibtisch auf dem Bleistift kaute
wenn einer kam - der Andere war schon da
und wenn die Nacht sich auf die Dächer legte
nur dort und hier ein helles Fenster blieb
er, der sich schlaflos in der Stube regte
und ich, der bis zum Morgengrauen schrieb

der Mann am Fenster
der Mann am Fenster

vorm Haus steht ein verbeulter Lieferwagen
zwei junge Leute haben ihn gebracht
und Möbel und Kartons hinauf getragen
sie malen und tapezieren die halbe Nacht
durchs offene Fenster dringt Musik herüber
die beiden lächelten mir zu vorhin
und langsam werde ich mir klar darüber
dass ich für sie ab heut' der Mann am Fenster bin

der Mann am Fenster
der Mann am Fenster

Reinhard Mey


Ich könnte nicht einmal genau sagen, was dieses Lied so besonders macht, aber das ist es nun einmal: besonders. Und das schon seit Jahren. Irgendwie fiel es mir heute mal wieder in die Hände und es beeindruckte mich einmal mehr.

Dienstag, 1. Juli 2008

...

Hier ein kleiner Lagebericht, für all die, die es interessiert:
Die Kollegen sind allsamt sehr faszinierende Menschen. Zwar alle ganz unterschiedlich vom Typ und vom Verhalten her, aber doch sehr faszinierend. Was da für zwischenmenschliche Probleme und Problemchen herrschen, da bin ich mir noch nicht sicher. Ich bin sowieso überrascht, dass das am ersten Tag schon so deutlich wurde. Gut, dass mich nichts und niemand dazu zwingen kann die vollen vier Wochen durchzuhalten, wenn es überhand nehmen sollte.
An Unterbeschäftigung leide ich im Großen und Ganzen nicht. Heute morgen durfte ich sofort die Bücherkisten öffnen und mit den Bestellscheinen abgleichen. Ich habe die erste Rechnung meines Lebens geschrieben und musste das Schaufenster putzen und neu einrichten. Und das, wo ich ja die Kreativität in Person bin. Sehr tolle Sache.
Bitter: Schon nach dem ersten Tag ist mir mehr als deutlich geworden, dass der Laden hart zu kämpfen hat. Es klang sogar fast so, als hätte man Angst, bald pleite zu gehen. Klar, Amazon und Buchhandelketten sind schon harte Konkurrenz.

HG

Dreh dich um,
dreh dich um.
Vergiß deine Schuld, dein Vakuum.
Wende den Wind, bis er dich bringt
weit zum Meer.
Du weißt, wohin.

...

Der Trend geht zum Zweit­blog.

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